Brandanschlag auf Kunst-Imbiss


Abendblatt, 27.6.2011 (Foto: Michael Arning)

Brandanschlag auf „Kunst-Imbiss“ in Osdorf
Vom Bund preisgekrönter Verkaufswagen mit Gemälden geht vor Born-Center in Flammen auf.
von C. Beschnitt


HAMBURG. Er ist nur noch Schutt und Asche. Auch wenn eine große blaue Plane seine Überreste abdeckt, fliegen doch ständig kleine Teile von ihm durch die Luft. Der Wind nämlich weht ein Kohlestückchen nach dem anderen umher. Kohlestückchen – mehr ist vom „Kunst-Imbiss“ nicht übrig geblieben. Dieser als Kunstausstellungs- und Kunstverkaufsraum genutzte Imbisswagen ist in der Nacht zu Sonnabend auf dem Vorplatz des Born-Centers in Osdorf niedergebrannt. Er wurde absichtlich angezündet, vermutet die Polizei. Es werde wegen Brandstiftung ermittelt, sagte eine Polizeisprecherin.
Katharina Kohl, die Betreiberin des „Kunst-Imbisses“, wurde gestern genauer: „Unser Wagen stand im Fokus von fünf Überwachungskameras des Born-Centers. Und die sollen drei Jugendliche beim Anzünden unseres Imbisses gefilmt haben. Das hat uns die Polizei berichtet.“
Gemeinsam mit ihrem Imbisskollegen Detlef Georg („DG“) Reiß steht Katharina Kohl an der von der Polizei mit Flatterband abgesperrten Unglücksstelle. Die beiden bildenden Künstler sind sichtlich mitgenommen. „Hier sind Werke von mehr als 100 Künstlern verbrannt“, sagt DG Reiß, „Zeichnungen zum Beispiel, Fotografien, Malereien, Radierungen, Skulpturen. Das waren Leihgaben von Leuten wie Friedrich Einhoff oder Sabine Siegfried.“ Sie verstehe nicht, was so etwas solle, fügt Katharina Kohl hinzu.
„Wir hoffen nur, dass das kein Anschlag auf die Kunst war.“ Der ideelle Schaden sei nun kaum in Worte zu fassen, sagen die beiden Künstler. Der materielle Verlust liege indes bei insgesamt etwa 20.000 Euro.
Seit 2005 war der gerade mal sechs Quadratmeter große „Kunst-Imbiss“ als mobile Kulturversorgung kreuz und quer in Hamburg unterwegs. „Wir wollten damit auch jenen Menschen Kunst nahebringen, die im Alltag wenig oder gar nichts mit ihr zu tun haben“, sagt DG Reiß. „Wir wollten Schwellen- und Berührungsängste abbauen, Kunst auf die Straße bringen und Menschen zur Kunst.“ Zuletzt wurde dieses Vorhaben vergangene Woche in Osdorf umgesetzt, wo der „Kunst-Imbiss“ am Sonnabend am Kulturtag „Born on the Road“ teilnehmen sollte.
Erst im Juni war das Projekt vom „Land der Ideen“, einer gemeinsamen Initiative von Wirtschaft und Bundesregierung, ausgezeichnet worden. „Auch aufgrund dieses Ansporns, vor allem aber wegen des immer wieder großen Zuspruchs der Menschen wollen wir nun nicht einfach aufgeben“, sagt Katharina Kohl. Doch jetzt gehe es erst einmal darum, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen, um die betroffenen Künstler zumindest ansatzweise entschädigen zu können. „Und dann“, ergänzt Kohl mit kämpferischer Mimik, „werden wir sehen, wie wir den ‚Kunst- Imbiss‘ wieder beleben können.“ (cb)

Am selben Tag war im Abendjournal ein Bericht von Jens Büchsenmann, der die Atmosphäre ganz gut wiedergibt: Audio hören


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